Culture scolaire

Wohlbefinden der SchülerInnen – Wohlbefinden der LehrerInnen: Zwei Seiten der gleichen Medaille?

Kontext

Seit mehreren Jahren werden zunehmend Studien durchgeführt, die das Well-Being der SchülerInnen fokussieren und die Wichtigkeit der Unterstützung des Wohlbefindens der SchülerInnen hervorheben. Die Qualität der Beziehungen in einer Schule wirkt sich jedoch auch auf das Wohlbefinden der Lehrkräfte aus, sowie auf ihre Fähigkeit mit den zahlreichen und vielfältigen Belastungen des Berufs umzugehen. Folgende Studie analysiert in diesem Kontext die Schnittstellen zwischen SchülerInnen- und LehrerInnen-Well-Being.

Studie

Die folgende Studie analysiert die Gemeinsamkeiten der Faktoren, die das Well-Being von LehrerInnen und SchülerInnen unterstützen. Es handelt sich um eine qualitative Studie, die mit Hilfe semistrukturierter Interviews in 6 Schulen in Australien realisiert wurde; 4 Grundschulen und 2 Sekundarschulen. Die 6 Schulen wurden auf Basis ihrer aktiven Förderung emotionaler Kompetenzen ausgewählt.  Sowohl Lehrpersonen, als auch SchülerInnen, SchulberaterInnen und Schulleitungen wurden interviewt, dies teilweise in Einzelgesprächen, aber auch in Fokusgruppen. Offen gestellte Fragen untersuchten die Erfahrungen des Schulpersonals und der Schülerschaft in diesen Schulen und die Prozesse, durch die sich die gegenwärtige Kultur entwickelt hat. Die Daten wurden transkribiert und mit Hilfe einer Analyse-Software verarbeitet. Zusätzlich wurden Daten aus der Wellbeing Australia Studie (2011) zur Analyse hinzugezogen. Das Ziel bestand daraus wiederkehrende Themen, die sich aus den Daten ergaben zu erforschen und zu analysieren.

Resultate

Die Studie fokussiert sich auf die Beziehungs-Aspekte von Well-Being, so zum Beispiel das Schaffen einer respektvollen und unterstützenden Schulgemeinschaft, das Entwickeln sozialer Werte und die Gewährleistung einer sicheren Lernumgebung. Mehrere wiederkehrende Themen und Faktoren wurden anhand der Interviews identifiziert, die sich fördernd auf LehrerInnen- und SchülerInnen-Well-Being auswirken können. So wurde unter anderem die Förderung des Zugehörigkeitsgefühls sowohl für Kinder, als auch für Schulpersonal hervorgehoben. Eine Verbindung zur Schule zu empfinden, und das Gefühl zu haben, dass die eigene Präsenz wichtig ist, ist für alle Schulakteure von großer Wichtigkeit. Des Weiteren wird die Anerkennung der Stärken und das Gefühl einbezogen zu sein als essentielle Faktoren des Well-Beings genannt. Auch das Gefühl geschätzt und respektiert zu werden wurde in mehreren Interview-Antworten angeführt. In diesem Kontext wurde der Zusammenhang identifiziert in der Art und Weise, wie das Führungsteam das Personal behandelt, das sich wiederum im Umgang des Schulpersonals untereinander und schließlich auch mit den SchülerInnen spiegelt. Ein aktives und präventives Vorgehen gegen Mobbing, der konstruktive Umgang mit Fehlern, positive Kommunikation und kollegiale Verhältnisse wurden als weitere nennenswerte Faktoren aufgelistet. Schlussfolgernd konnte festgehalten werden, dass das, was im besten Interesse der SchülerInnen liegt, auch wahrscheinlich im Interesse des LehrerInnen-Well-Beings liegt. Um ein ganzheitliches Konzept als Schule zu entwickeln, müssen Schulen allerdings eine grundlegende Überprüfung ihrer Werte, Strategien und Praktiken vornehmen. Schule muss das Wohlbefinden der LehrerInnen unterstützen, um so das Wohlbefinden der SchülerInnen zu fördern, und erkennen, dass es Synergien zwischen diesen Interventionsbereichen gibt.

Pupil wellbeing – Teacher wellbeing: Two sides of the same coin?
Sue Roffey
In: Educational & Child Psychology Vol. 29 No. 4 © The British Psychological Society, 2012
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