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Der geflippte Fremdsprachenunterricht

Kontext

Die Autorin und Fremdsprachenlehrerin Mareike Gloeckner hat einen besorgniserregenden Leistungsabfall ihrer Schüler_innen in ihren Spanischkursen an einem Gymnasium in Berlin erlebt. Sie stellte fest, dass die Probleme nicht bei der Vermittlung, sondern beim tieferen Erfassen aufkamen. Sie wollte also die Phase der Vermittlung neuer grammatikalischer Phänomene kürzen, um mehr Zeit für die Phase des Erfassens und Begreifens einzuplanen. Sie wollte das Konzept des Flipped Classroom ausprobieren, da es als eine mögliche Lösung für einen extremen Leistungsabfall gilt.

Inhalt

Im Februar 2014 startete Mareike Gloeckner eine fünfwöchige Testphase, in der sie per Lernvideos drei neue Grammatikphänomene einführte. Die Schüler_innen sollten sich zu Hause Lernvideos anschauen und sich anhand eines Arbeitsblattes vorbereiten. Im Kurs wurde dann das Arbeitsblatt als Grundlage diskutiert und die Schüler_Innen konnten dann in einer Übungsphase verschiedene Schwerpunkte und Niveaus erarbeiten. Am Ende der Module fanden kleine Tests statt und als Abschluss der Testphase sollten die Schüler_innen produktionsorientierte Aufgaben mit den drei neuen Phänomenen bearbeiten. Die Testphase wurde dann anhand eines Fragebogens abgeschlossen. Die Autorin dieses Beitrags konnte keinen größeren Lernerfolg im Vergleich zum traditionellen Kurs feststellen. Nichtsdestotrotz konnte bei mehr als der Hälfte der Schüler_innen eine gesteigerte Motivation festgestellt werden, da sie die Inhalte durch die unterschiedlichen Lernphasen besser zu verstehen schienen. Die gesteigerte Motivation war für die Fremdsprachenlehrerin Grund genug, um das Konzept des Flipped Classroom weiterhin umzusetzen und zu verbessern. Sie hat beispielsweise nach der Inputphase eine Phase für individuelle Erklärungen eingebaut. Des Weiteren hat sie festgestellt, dass ihre Rolle als Lehrkraft sich verändert hat und sie aushalten musste, nicht in die Gruppenphasen einzugreifen, damit die Schüler_innen eigenständig und selbstverantwortlich arbeiten konnten. Die gemeinsame Sicherung am Ende der Module hat sie beibehalten, da es sowohl den Schüler_innen als auch ihr eine gewisse Sicherheit gab. Auf Anfrage der Schüler_innen hin, haben sie auch selbst Lernvideos erstellt.

Fazit

Aufgrund dieser Erfahrungen hat Mareike Gloeckner auch versucht das Konzept des Flipped Classroom in ihren Englischunterricht einzubauen. Da die Schüler_innen jedoch nicht daran gewöhnt waren, hat sie nur vereinzelt den Unterricht „geflipped“. Sie will auch weiterhin mit diesem Konzept arbeiten, da sie eine Verstärkung der Autonomie, der Motivation und auch der Differenzierung feststellen konnte. Für sie lohnt sich der Aufwand und sie versteht dies nicht als Mehraufwand, da ein Konzept für Differenzierung dringend nötig war, um jeder Schülerin und jedem Schüler gerecht zu werden.

Der geflippte Fremdsprachenunterricht
Mareike Gloeckner
Erschienen in : Werner, Julia & Spannagel, Christian. (2018). Flipped Classroom – Zeit für deinen Unterricht. Praxisbeispiele, Erfahrungen und Handlungsempfehlungen (S.117-128)
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