Gestion de l'établissement

Homeschooling im Ausland – Die Situation in Deutschland

Martine Lehnen 23 Fév 2021

Die Corona-Pandemie hat auch Deutschland nicht verschont. Schulen mussten während mehreren Wochen auf Homeschooling umsteigen, um die Kontinuität des Unterrichts zu gewährleisten. Mehrere Studien haben sich mit dem Thema des Homeschoolings aus Sicht der Eltern und SchülerInnen beschäftigt. Wie hat sich die Situation landesweit seit März 2020 entwickelt und welche Vorkehrungsmaßnahmen wurden in deutschen Schulen angewandt? Ein kurzer Einblick in die Chronik der Pandemie bis Dezember 2020. sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus 3 dieser Umfragen zu den Aspekten Aufgaben, Organisation, Digitalisierung. und Kommunikation.

 

Die Chronik der Pandemie (März 2020 – Dezember 2020)

Im Januar 2020 hat das Coronavirus auch Deutschland erreicht. So wie in vielen anderen Ländern, schätzte auch die deutsche Regierung und das Robert Koch-Institut die Gefahr des Coronavirus vorerst als gering ein. Nach und nach wurden immer weitere Beschlüsse zur Gesundheitssicherung gegen Corona-Infektionen gefasst und ein Krisenstab wurde aufgebaut.

Im Gegensatz zu seinen Nachbarländern, führte Deutschland allerdings keine allgemeine Ausgangssperre ein, sondern lediglich ein Kontaktverbot, das die Ausbreitung des Virus verlangsamen sollte. Dieses Verbot blieb erstmals bis zum 3. Mai bestehen. Ebenso wurde an die Öffentlichkeit appelliert einen Abstand von mindestens 1,5m einzuhalten.

Die umgesetzten Maßnahmen wurden je nach Bundesland umgesetzt und angepasst und waren demnach nicht einheitlich. [1] In vielen Bundesländern haben Schulen, Kindergärten und Krippen am 16. März ihre Türen für eine Dauer von voraussichtlich einem Monat, also bis nach den Osterferien, geschlossen. Für Lehrkräfte bestand weiterhin Dienst- und Anwesenheitspflicht. Förderschulen, an denen größtenteils SchülerInnen mit komplexen Behinderungen unterrichtet werden, blieben geöffnet.

Ende März folgte dann allerdings die Ankündigung der Verlängerung der Maßnahmen: alle Schulen und Kitas mussten weiterhin geschlossen bleiben. Der 3. Mai wurde als Stichdatum angekündigt, um eine schrittweise Öffnung zu gewährleisten. Tatsächlich gingen am 4. Mai 2020 tausende SchülerInnen zum ersten Mal seit Wochen zurück in die Schule; dies allerdings nicht in allen Bundesländern. Nach und nach wurden die Beschränkungen gelockert und eine fast bekannte und trotzdem neue Art Alltag trat wieder ein.[2]

Doch die Situation nahm langsam wieder an Ernst zu. Bereits im Juni mussten einige Schulen erneut schließen, da die Infektions-Zahlen gestiegen waren. Vor allem aber auch nach dem Sommerurlaub stiegen die Zahlen nach und nach wieder auf einen Wert von über 10.000 Neuinfektionen täglich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte die Wichtigkeit der Aufrechterhaltung des Regelbetriebs in Schulen und Kitas.

Wir müssen als Gesellschaft und jeder Einzelne für sich abstufen, was jetzt zuerst wichtig ist. Schule, Kita und Handel haben Priorität.“ (Bundesgesundheitsminister Jens Spahn)[3]

Einige Bundesländer führten zum Schutz ihrer SchülerInnen eine Mundschutzpflicht zum Schulbeginn ein; überall galten strikte Hygienebedingungen für den Beginn des neuen Schuljahrs. Trotzdem mussten mehrere Schulen wenige Tage nach Schulstart wieder schließen. Am 26. September befanden sich bereits rund 50.000 SchülerInnen in Quarantäne.

So beschloss die Bundesregierung am 28. Oktober 2020 Deutschland in einen ,,lighten Lockdown‘‘ zu versetzen. Ab dem 2. November galt Kontaktverbot, die Gastronomie musste erneut schließen, Schulen und Kitas blieben aber geöffnet.

Wir lassen Schulen und Kitas offen. Das dort bestehende Infektionsrisiko nehmen wir in Kauf, weil die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen nicht abermals unter einem Lockdown leiden darf und weil wir die Eltern nicht nochmal solchen Belastungen aussetzen wollen wie im März/April.“ (Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans)[4]

Am 11. November befanden sich laut Angaben des Deutschen Lehrerverbandes 300.000 SchülerInnen und 30.000 LehrerInnen wegen Corona in Quarantäne. Einige Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen, beschlossen im Vorfeld ihre Schulen schon vorzeitig am 18. Dezember in die Weihnachtsferien zu entlassen. An manchen Schulen wurde wegen der steigenden Infektionszahlen Wechselunterricht eingeführt: ein Teil der SchülerInnen wurde vor Ort unterrichtet, der andere Teil verfolgte die Lerneinheiten daheim. So erhoffte man sich die Gewährleistung des Unterrichts für alle SchülerInnen.

Durch die weiterhin steigenden Infektionszahlen, traf die Regierung am 13. Dezember die Entscheidung ab dem 16. Dezember einen bundesweiten Shutdown einzuberufen. Die Präsenzpflicht in Schulen wurde je nach Bundesland vom 16. bis 18. Dezember aufgehoben oder es wurde auf Fernunterricht zurückgegriffen. Auch für die ersten Wochen im Januar wurde bereits vorgeplant. Somit wurde zum Beispiel in Rheinland-Pfalz vorgesehen, dass in allen Schularten in den Wochen vom 4. Januar bis zum 15. Januar lediglich Fernunterricht stattfindet. Eine Notbetreuung wurde für besondere Fälle eingeplant.

Studien über Homeschooling

In Deutschland wurden mehrere bundes- sowie landesweite Studien über das Homeschooling während der Corona-Pandemie durchgeführt. Unterschiedliche Universitäten und Institutionen haben Eltern und teilweise auch SchülerInnen über zahlreiche Aspekte des Homeschoolings befragt, wie die Motivation, die Aufgaben, die Organisation zu Hause und das Wohlbefinden der SchülerInnen und Eltern während der sanitären Krise.

Das IAB-Forum[5] hat eine Online-Befragung bei 1.027 SchülerInnen der Vorabschluss- und Abschlussklassen in Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe in 195 Schulen aus verschiedenen Bundesländern zwischen dem 24. März 2020 und dem 06. April 2020 durchgeführt. Aus den gesammelten Daten ging hervor, dass der Großteil der Jugendlichen regelmäßig Lehrmaterialien zum Unterricht erhalten hat, 47% davon erhielten sogar täglich neue Kurs-Informationen. Der Kontakt zwischen Lehrpersonen und SchülerInnen fand auf unterschiedliche Art und Weise statt; es wurde auf verschiedene Plattformen sowie auch auf Emails zurückgegriffen. Der Kontakt blieb, laut Daten, weiterhin bestehen, jedoch hat die Häufigkeit des Kontaktes sich verändert. Ebenfalls verändert hat sich der Zeitaufwand, den die SchülerInnen in die Aufgaben und schulischen Aktivitäten investiert haben. Mehr als jeder dritte Jugendliche hat weniger als zwei Stunden pro Tag mit Schulaktivitäten verbracht; Jungen haben dabei weniger Zeit investiert als ihre MitschülerInnen. Es hat sich ebenfalls herauskristallisiert, dass jene SchülerInnen, die regelmäßig Lehrmaterialien erhalten haben, mehr Zeit in ihre Schulaktivitäten investiert haben.

Ein ähnliches Fazit konnte die Universität Koblenz Landau bei ihrer deutschlandweiten Umfrage[6] vom 08. April 2020 bis zum 04. Mai 2020 unter mehr als 1000 Eltern von Schulkindern ziehen. Die Zeit, die Kinder täglich mit Schulaktivitäten verbracht haben, hat sich in den meisten Fällen halbiert und ist von einem Durchschnitt von 7,4 Stunden täglich auf 3,6 Stunden gesunken. Mehr Zeit wurde hingegen in Tätigkeiten wie Fernsehen, Computerspielen oder Handybenutzung investiert. Diese Beobachtung konnte vor allem bei leistungsschwächeren SchülerInnen gemacht werden, die den Prozess des Lernens durch passivere Aktivitäten ersetzt haben. Erschwerend kam hinzu, dass 57% der Kinder seltener als einmal pro Woche gemeinsam Online-Unterricht hatten und nur wenig Kontakt zu ihren LehrerInnen aufrechterhalten konnten.

Das Marktforschungsinstitut Appinio[7] hat ebenfalls eine Umfrage zum Thema Homeschooling durchgeführt, dies bei 300 Eltern von schulpflichtigen Kindern sowie 400 SchülerInnen. Bei den befragten Eltern hat die Kommunikation im Schulalltag teilweise Besorgnis während des Homeschoolings verursacht. 25% der befragten Eltern gaben an sehr unzufrieden mit der Kommunikation mit den LehrerInnen gewesen zu sein. Knapp die Hälfte (55%) gab an zufrieden oder sehr zufrieden gewesen zu sein. Die SchülerInnen waren zum Großteil zufrieden mit der Kommunikation mit ihren LehrerInnen. Zwei Drittel der Befragten waren (eher) zufrieden oder sogar sehr zufrieden.

Aus der Befragung des IAB-Forums ging hervor, dass die Schließungen der Schulen bei vielen Jugendlichen Sorgen um ihre schulischen Leistungen, aber auch um ihre berufliche Zukunft hervorgerufen haben. 45% der Befragten gaben an, sich große oder sehr große Sorgen über die negative Auswirkung der Schulschließungen auf ihre Leistungen zu machen; AbiturientInnen machten dabei den Großteil aus. Hier war ebenfalls zu erkennen, dass Schüler sich weniger Sorgen machten als Schülerinnen.

Die befragten Eltern der Appinio-Umfrage gaben ebenfalls an, sich mehr Sorgen um ihre Kinder während des Homeschoolings gemacht zu haben als sonst. Allerdings machte die Zeit nach dem Homeschooling den Eltern und den Kindern noch mehr Sorgen. Mehr als ein Drittel gab an sehr unzufrieden mit der Vorbereitung auf die Zeit nach dem Homeschooling gewesen zu sein. Ebenfalls unzufrieden zeigten sich ein Drittel aller SchülerInnen und Eltern mit der Unterstützung von Kindern mit Lernschwierigkeiten, sowie mit der Ausstattung der Lehrmaterialien. Ein weiterer negativer Einfluss hatte das Homeschooling laut Daten auf die Struktur im Alltag als auch auf die Sozialkompetenzen der SchülerInnen. Trotzdem empfand der Großteil der Eltern und Kinder das Homeschooling als positiven Einfluss auf das Familienleben. Die Hälfte aller Befragten war sich allerdings einig, dass der Einfluss auf die Bildung durch das Homeschooling eher negativ war.

Der positive Einfluss auf das Familienleben stach ebenfalls in der Umfrage der Universität Koblenz-Landau hervor. Der Großteil gab an, gut mit den Schulschließungen ausgekommen zu sein und bewertete das Lernumfeld zu Hause als positiv. Ein Drittel der Eltern sprach allerdings von größeren psychischen Belastungen für sich und für die Kinder und ein Viertel gab an während der Zeit mehr gestritten zu haben.

Positiv aufgefallen ist den Eltern der Appinio-Umfrage der Wechsel von normalem Unterricht zu Homeschooling: 61% bewerteten die Umstellung als sehr gut oder gut. So konnte über ein Drittel aller Schulen den Unterricht innerhalb von 2 Wochen in digitaler Form weiterführen. Die Epidemie und die Not auf digitalen Unterricht umzusteigen, hatte ebenfalls positive Auswirkungen. Zwei Drittel aller befragten SchülerInnen und mehr als die Hälfte der Eltern waren der Meinung, dass ihre Schule mittlerweile positiv in Richtung Digitalisierung unterwegs ist.

Ein Problem, das in der Appinio-Umfrage hervortrat, war die technische Ausstattung der SchülerInnen. Viele Lernende hatten weder einen PC, noch ein Laptop zur Verfügung. Zu den gleichen Ergebnissen kam die Universität Koblenz-Landau bei ihrer Umfrage: mehr als ein Viertel der Eltern gab an, dass fehlende Geräte bzw. die fehlende technische Ausstattung zu Problemen im Homeschooling geführt hat.

Das Marktforschungsinstitut Appinio hat außerdem Daten zum Arbeitspensum gesammelt. Dieses wurde sowohl von den Eltern, als auch von den SchülerInnen als größer empfunden als im Normalfall. Es ist somit nur wenig überraschend, dass knapp die Hälfte der SchülerInnen angab, mit dem Aufwand der Schulaufgaben überfordert gewesen zu sein. Jeder Zehnte gab sogar an, komplett überfordert gewesen zu sein. Die befragten Eltern teilten diese Meinung. Dabei stach jedoch hervor, dass vor allem die Eltern von Kindern im Grundschul- oder Unterstufenalter eher überfordert waren.

Ein anderes Fazit bezüglich der Aufgabenschwierigkeit kam bei der Umfrage der Universität Koblenz Landau heraus. Diese wurde von der großen Mehrheit als eingeschätzt. Die Aufgabenklarheit wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls vom Großteil der Befragten als positiv beurteilt.


[1] https://www.tagesschau.de/inland/corona-schulschliessungen-103.html
[2] https://www.mdr.de/nachrichten/politik/corona-chronik-chronologie-coronavirus-100.html#sprung2
[3] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html?fbclid=IwAR1dm9gJz6ceUQnRFQLkd_l-5q52YXz0JW2rTLq6Ew2UJb8k0sy8HRHrfWQ
[4] https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-schleichende-lockdown-der-schulen-immer-mehr-lehrer-schueler-und-klassen-in-quarantaene/26591238.html
[5] https://www.iab-forum.de/schulschliessungen-wegen-corona-regelmassiger-kontakt-zur-schule-kann-die-schulischen-aktivitaten-der-jugendlichen-erhohen/
[6] https://www.uni-koblenz-landau.de/de/aktuell/archiv-2020/homeschooling2020
[7] https://www.appinio.com/de/blog/homeschooling-in-der-corona-pandemie-funktioniert-besser-als-gedacht