Wie Grundschulkinder in Zeiten von Corona lernen können

Thomas Irion ist Professor für Grundschulpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd und im Bundesgrundschulverband zuständig für den Bereich Medien. Im Interview benennt er aktuelle Herausforderungen für die Betreuung und Bildung von Grundschulkindern, gibt Impulse und reflektiert, was die mittel- und langfristigen Auswirkungen der aktuellen Situation sein könnten.

In der Corona Krise sind sowohl Lehrpersonen an Grundschulen als auch Eltern extrem gefordert bei der Betreuung von Grundschulkindern. Im Vergleich zu Grundschulen in Australien, Wales und den USA sind die deutschen Bildungssysteme in Bezug auf digitale Medien und Visualisierungen im Unterricht geradezu entmutigend. Es fehlt sowohl an altersgerechten Lernplattformen als auch an ausreichende Erfahrungen in Bezug auf die Nutzung digitaler Medien bei den jeweiligen Lehrpersonen.

Im Grundschulalter haben die Kinder starke Bedürfnisse ihre Umwelt selbst aktiv zu erforschen, was eine ausgewogene Entwicklung gewährleistet. Auch der Austausch von Erfahrungen mit Gleichaltrigen sowie der persönliche Kontakt der Kinder zu den Lehrpersonen ist von besonderer Bedeutung. In der Corona-Krise sind viele dieser aktiven Erkundungs- und Lernprozesse sehr stark eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich.

Der Autor warnt davor die Begleitung durch Lehrpersonen und die Einführung in die Kulturtechniken weiter einzudämmen. Viele Eltern sind damit überfordert Ihre Kinder sinnvoll zu beschäftigen, weshalb es zu großen Belastungen, Problemen bis hin zur Gewalt innerhalb von Familien kommt. Diese Überforderung von Eltern aller sozialen Schichten zeigt ganz deutlich die Versäumnisse der Grundschulbildung in den letzten Jahrzehnten. Um eine aktive Kommunikation zwischen Eltern und Lehrpersonen zu gewährleisten bedarf es Plattformen, welche besonders in Corona-Zeiten unentbehrlich sind. Es fehlt an der Ausstattung von Grundschulen mit kindgerechten Medien und Veranschaulichungsmaterialien in Form von Bildern und Filmen. Neben der mangelhaften technischen Ausstattung fehlt es ebenso an kompetenten medienpädagogisch ausgebildeten Lehrpersonen. Kinder müssen bei der Nutzung von digitalen Medien von Erwachsenen begleitet werden, um nicht in einem unkontrollierten Konsum zu entgleisen.